Servus und willkommen im Forum der Verrückten.
Ich fahre seit etwa 10 Jahren Husqvarna 125 2T. Zum Teil auf der Straße, zum Teil im Gelände.
Die WRE/SMS ist ein Kompromiss, ein Motorrad anzubieten, was sich sehr an eine "echte" Motocross anlehnt. Da die Entwickler da sehr weit gegangen sind ist die Kiste aber auch im Vergleich mit den meisten anderen "Brot-und-Butter" 125ern schnell, laut, geil aber auch sehr wartungsintensiv, kurzlebig und teuer im Unterhalt. Klar gibt es immer welche die sagen dass sie 30000km ohne Kolbenwechsel fahren und nie ein Problem hätten aber es gibt ja auch Helmut Schmidt der seit Urzeiten raucht und über 90 wurde. Die meisten WRE/SMS haben eine ganze Palette von kleinen und großen Problemen und werden spätestens nach 10000km vom Drittbesitzer technisch verschandelt weil er glaubt dass er der tollste wäre wenn er beim Ankicken die Nachbarschaft aus dem Schlaf reißt und unbedingt der schnellste sein muss. So einer war ich auch.
Wenn Du jetzt noch mitliest gibt es aber ein paar ganz einfache Maßnahmen um Deine Husqvarna einigermaßen langlebig zu machen. Die ganzen nervigen Kleinigkeiten, z.B.
- das Problem mit der leer werdenen Batterie
- die kapriziöse Auslasssteuerung
- allgemein schlechte Verarbeitung
- die Kurbelwellenlager
werden bleiben, aber ansonst kann man sich damit einiges ersparen:
1. Regel
Ändere technisch NICHTS an Deinem Motor/Auspuffsystem! Drosseln rausmachen ist okay, aber nicht mehr. Ich hatte ein paar Jahre eine WRE die nach Tacho fast 160 ging (GPS 144km/h), gleichzeitig im Anzug aus dem Stand an fast allem in der Klasse vorbeiging (bis die Joghurtbecher mit besserer Aerodynamik bei Vmax vorbeizogen, aber nur vollverkleidete Zweitakter wie Aprilia RS und Sachs XTC 2T) und alle paar hundert Kilometer mit Motorschaden liegenblieb. Jede erdenkliche Kleinigkeit führte umgehend dazu, dass sich Kolben und Zylinder ins Nirvana verabschiedeten. Die 16jähige Öffentlichkeit bekam aber nur mit wie die kesse gelb-blaue abging (wenn sie ging).
Nach viel zu viel investiertem Geld bin ich derzeit dabei, meine WRE auf den Originalzustand zurückzubauen. Ich habe die Nase von dem Käse satt, fahre mittlerweile eh nur noch 125er wenn ich gerade Lust auf 2T habe und möchte dann damit lieber zuverlässig Brötchen kaufen fahren als sowas. Die Erfahrung war aber nötig.
2. Regel
5km warmfahren bei jedem Wetter. Das heißt am Anfang nur wenig Drehzahl, dann submaximale Drehzahl und dann kann's losgehen.
3. Regel
Markenöl verwenden und sich beim Mischungsverhältnis an die geforderte Mischung halten. Aber: Ich behaupte dass es viel mehr Motorschäden wegen falschem Mischungsverhältnis gab als dass eine defekte Ölpumpe schuld war, wie es so gerne behauptet wird.
4. Regel
Regelmäßig sauber machen um schnell zu entdecken wenn die Kiste Öl verliert (kleiner Spaß, mehr Öl als normal wäre richtiger).
5. Regel
So wenig schweres Gelände wie möglich. Egal wie Du's anstellst oder was Dir der Typ von nebenan erzählt - auch eine Husqvarna verschleißt schneller wenn man damit durch Matschfelder prügelt, Steilauffahrten zum 20sten Mal hochtuckert oder beim Rüttelfeld die Tauchrohre zum Glühen bringt und Sand in jede Ritze drückt.
Hoffentlich habe ich Dir die Lust auf dieses Mopped nicht genommen, aber so ist es nunmal. Wie gesagt habe ich das erst alles lernen müssen. *
* aber wenn sie ging, war es zum Niederknien! Was für ein unglaublicher Sound! Nach wie vor der Hammer...
