Amokläufer nahm sich laut Polizei selbst das Leben
Wir trauern mit den Hinterblieben.

11. März 2009 Ein Amokläufer hat am Mittwoch in einer Realschule in Winnenden bei Stuttgart neun Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht tötete er drei Passanten und verletzte zwei Polizisten sowie mehrere Schüler und Passanten schwer, teilten die Polizei Waiblingen und die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit.
Zwischenzeitlich war von zehn Toten Schülern die Rede, diese Berichte bezeichnete die Staatsanwaltschaft jedoch als Missverständnis.
Nach Angaben von Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) bot sich den beiden Interventionsteams der Polizei in Winnenden Augenblicke nach dem Notruf ein „grauenvolles Bild“ in der Schule, wo sie neun Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren und drei Lehrerinnen, darunter eine junge Referendarin, tot fanden.
Nach dieser Tat zwang der Amokläufer einen Mann, gemeinsam mit dessen Auto zu flüchten. Auf der Autobahn bei Wendlingen (Kreis Esslingen) ließ er um kurz vor 12.00 Uhr den Wagen und den Fahrer zurück. Dieser informierte die Polizei darüber, dass der junge Mann zu Fuß in Richtung des nahegelegenen Industriegebiets unterwegs sei. Tim K. drang in ein VW-Autohaus ein und erschoss dort nach Angaben von Innenminister Rech zwei Angestellte (siehe: Der zweite Tatort: Zwei Angestellte sterben im Kugelhagel).
Über sein Motiv konnte zunächst nur gerätselt werden
Als er das Gebäude verließ, eröffnete er das Feuer auf Polizisten und verletzte zwei Beamte schwer. Er sei dann bei dem Schusswechsel angeschossen worden und habe anschließend seine Waffe gegen sich selbst gerichtet, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochnachmittag in Esslingen
Über sein Motiv konnte zunächst nur gerätselt werden. Ob er sich möglicherweise von dem Amoklauf im amerikanischen Bundesstaat Alabama (siehe auch: Elf Tote bei Amoklauf in Alabama), wo in der Nacht zu Mittwoch elf Menschen getötet wurden, beeinflussen ließ, war zunächst unklar.
Täter als Schüler unauffällig
Kultusminister Helmut Rau (CDU) sagte, dies sei „die größte Katastrophe, die einer Schule passieren kann. Die Seele der Schule ist tief verwundet.“ Die Schulleiterin habe den Schüler, der im vergangenen Jahr die Realschule mit einem Abschluss verlassen und eine Ausbildung begonnen habe, als völlig unauffällig beschrieben. „In seiner Schulzeit ist er niemals auffällig gewesen.“ Seine Eltern besitzen laut Polizei legal Waffen. Eine von ihnen fehlte, als die Polizei das Haus in Leutenbach (Rems-Murr-Kreis) in der Nähe von Winnenden durchsuchte. Auch 50 Schuss Munition waren verschwunden.
Protokoll des Amoklaufs von Winnenden:
* 09.30 Uhr: Der 17-jährige Tim K. dringt in Winnenden in die Albertville-Realschule ein und erschießt während des Unterrichts neun Schüler im Alter von 14 bis 15 Jahren und drei Lehrerinnen.
* 9.33 Uhr: Ein Notruf aus der Realschule geht bei der Polizei ein.
* 9.40 Uhr: Zwei Interventionsteams der Polizei dringen in das Gebäude ein und finden die zwölf Leichen. Sie durchsuchen die Schule nach dem Täter, der bereits geflohen ist und auf dem Weg in die Innenstadt einen Mitarbeiter eines Zentrums für Psychiatrie erschießt.
* 9.41 Uhr: Eine Großfahndung auch mit Hubschrauber wird eingeleitet.
* 9.45 Uhr: Der Täter ist in die Innenstadt von Winnenden unterwegs. Er stoppt einen VW Sharan, kidnappt dessen Fahrer und zwingt ihn zur Fahrt in das 40 Kilometer entfernte Wendlingen.
* 10.00 Uhr: Baden-Württembergs Ministerpräsident Oettinger erfährt im Landtag von dem Amoklauf und macht sich per Hubschrauber auf den Weg nach Winnenden.
* 12.00 Uhr: Der Täter stellt das gestohlene Auto auf der Autobahn ab und lässt die Geisel zurück. Der 17-Jährige geht zu Fuß zum nahegelegenen Industriegebiet. Der Fahrer benachrichtigt die Polizei.
* 12.01 Uhr: Der Täter betritt ein VW-Autohaus und erschießt zwei Angestellte.
* 12.05 Uhr: Als der Amokläufer aus dem Autohaus kommt, eröffnet er das Feuer auf die Polizei. Er verletzt zwei Beamte schwer und wird dann erschossen.