Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe bitte

Jeder fängt mal klein an....

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Yesky
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Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe bitte

Beitrag von Yesky »

Hallo,
Ich habe an meine Husky WRE bj. 2004 einen Gianelli Endschalldämpfer angebaut.
Jetzt hab ich das Problem dass sie nicht mehr so sauber und schnell beschleunigt wie mit dem Originalen Endschalldämpfer.
Woran könnte das liegen und wie kann ich das beheben ? :ka:
:hva:
Dave1998
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Re: Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe b

Beitrag von Dave1998 »

Hallo,
ich habe schon öfters gehört dass das was mit den Rückstau zu tun hat.
Ein Kumpel hatte mal seinen endtopf gekürzt und er hatte das gleiche Problem.
Hört sich für mich unlogisch an aber anscheinend hat das echt was damit zu tun.
Mit den normal funktioniert sie einwandfrei?
Die dichtung macht auch wirklich dicht?
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NoTolerance
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Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe bitte

Beitrag von NoTolerance »

Das hat relativ wenig mit dem Rückstau zu tun da es, wie mein Vorredner richtig erkannt hat, auch vorkommt wenn man den identischen ESD kürzt, was den Rückstau ja eigentlich verringern sollte.
Auch wenn es schwer wird das jetzt leicht verständlich, aber dennoch komplett korrekt zu erläutern, will ich es versuchen.
Es geht hier um die Länge deines Abgastraktes von Auslassventil bis Umgebungsdruck, also Der Öffnung am ESD.
Je nachdem wie du diese Länge variierst, kannst du dein Drehmomentverlauf über der Drehzahl verändern.

Stell dir vor dein Auslassventil öffnet sich periodisch bei einer konstanten Drehzahl
Dein auslassventil öffnet und der Überdruck entweicht in den Krümmer. In diesem Moment herrscht im Krümmer ein Überdruck, der sich mit ungefähr der Schallgeschwindigkeit in Richtung ESD bewegt.
Dort entweicht der Druck zum großen teil, wird aber zum Teil auch wieder reklektiert und wandert zurück Richtung Auslassventil. Nun wäre es natürlich nicht förderlich wenn diese überdruckwelle genau wieder dann hinten bei den Ventilen ankommt, wenn das auslassventil wieder öffnet um bereits die Abgase des nächsten Taktes auszustossen.
Diese müssten dann nämlich gegen den Überdruck im Krümmer austreten, was dieses erschwert und dazu führt das Abgas im Zylinder verbleibt. Der Brennraum wird nicht optimal gespült.
Durch das reaktionsarme, verbrannte Abgas das im Zylinder verbleibt, passt nicht so viel brennbares, frisches Gas in den brennraum und es kann nicht so viel Arbeit verrichtet werden. Dein Mitteldruck/Drehmoment sinkt und deine Beschleunigung wird schlechter.

So jetzt zurück zu der Länge des Krümmers und der Druckwelle. Da diese sich mit immer der gleichen Geschwindigkeit v=ca.340m/s hin und her bewegt, ist die einzige Möglichkeit den Zeitpunkt an dem die Welle den Weg 2x Abgaslänge ( hin und zurück) zurückgelegt hat, die Länge des abgassystems. Längerer weg=längere Zeit.
Diese Länge wird von Ingenieuren simuliert und bewusst gewählt.
Wenn ihr diese nun durch kürzen oder einen anderen ESD ändert, kann es sein, das ihr nun genau eine Länge getroffen habt bei der die Welle vor dem Auslassventil ist, wenn dieses öffnet.

Nun hab ich aber auch gleichzeitig ne "gute" Nachricht.
Durch die Änderung der Länge "verliert" ihr kein Drehmoment sondern bewegt das nur auf dem Drehzahlband in andere Bereiche.
Denn der reale Motor hat nunmal keine Konstante Drehzahl n und dadurch verändern sich auch die Zeitpunkt an denen ( und vor allem wie oft) sich euer Auslassventil öffnet.
Sollte jetzt bei einer Drehzahl von 1500 der öffenzeitpunkt genau so zur Länge passen, das die überdruckwelle vor dem Ventil ist, ist das bei 2500 nicht mehr der Fall.
Ihr erkennt nun also das ihr ganz vereinfacht gesagt mit der abgaslänge wählen könnt ob ihr euer Drehmomentmaximum in den unteren Drehzahlen oder den oberen haben wollt.

Da du berichtest das du einen Beschleunigungsverlust verzeichnest(also power unten rum?!) bin ich mir fast zu 100% sicher das du in den oberen Drehzahlen einen deutlich stärkeren Bums verzeichnen wirst.

Im realen ist das ganze ein bisschen komplizierter aber fürs Verständnis ist das so glaub ich ganz gut erklärt.

Natürlich könnt ihr euch auch vorstellen das im Rohr wenn an der einenstelle ein Überdruckbauch herrscht, an anderer stelle sogar unterdrücke herrschen. Das Abgas wird sozusagen sogar noch aus dem Brennraum "gesaugt" wenn man die abgaslängen richtig wählt.

Siehe auch Fächerkrümmerprinzip.


Cheers

Georg


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Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe bitte

Beitrag von NoTolerance »

Das gleiche funktioniert adaptiv auch für den 2 Takt, wobei das ganze da sogar noch stärker ins Gewicht fällt (und auch etwas komplizierter ist) weil die drücke Dort noch einen viel größeren Einfluss auf die Spülung deines Brennraum Haben.
Nur das halt nicht dein AV"öffnet" sondern dein Kolben den auslasschlitz freilegt


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Dave1998
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Re: Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe b

Beitrag von Dave1998 »

NoTolerance hat geschrieben:Das hat relativ wenig mit dem Rückstau zu tun da es, wie mein Vorredner richtig erkannt hat, auch vorkommt wenn man den identischen ESD kürzt, was den Rückstau ja eigentlich verringern sollte.
Auch wenn es schwer wird das jetzt leicht verständlich, aber dennoch komplett korrekt zu erläutern, will ich es versuchen.
Es geht hier um die Länge deines Abgastraktes von Auslassventil bis Umgebungsdruck, also Der Öffnung am ESD.
Je nachdem wie du diese Länge variierst, kannst du dein Drehmomentverlauf über der Drehzahl verändern.
Sehr verständlich erklärt :Top:
Sorry für die Falsche Antwort aber das war die Antwort des Händlers bei den mein Kumpel nachgefragt hat.
Und woher weißt du das alles? :pc1:
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NoTolerance
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Schlechtere Beschleunigung durch neuen Endtopf Hilfe bitte

Beitrag von NoTolerance »

Ich studiere Maschinenbau bzw. Fahrzeug und Motorentechnik und habe im Rahmen einer Studienarbeit schon einen Rennkrümmer gemacht...



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