7 Jahre Terra - ein Resümee mit Abstand
Verfasst: 20.07.20 - 00:47
Nachdem ich meine Terra im April 20 mit Motorschaden verkauft habe, wollte ich hier ein Resümee der 7 Jahre mit der Terra ziehen.
Gekauft hatte ich das Moped im Februar 13, noch vor dem Verkauf vom HVA an KTM, obwohl schon erste Gerüchte im Umlauf waren, dass BMW diesen Teil loswerden wollte (selber Schuld...) Aber ich wollte endlich mal eine Husqvarna haben (Jugendtraum!), auch wenn es ja keine wirklich Echte war.
Der Verkauf hatte dann ja letztendlich zur Folge, dass sich zunächst niemand mehr für diese Modelle verantwortlich fühlte.
Bei der ersten Inspektion langte einer der wenigen, verbliebenen "Vertragswerkstätten" dann auch entsprechend hin und ließ sich die 1.000er Inspektion fürstlich bezahlen. Das hatte für die weiteren Inspektionen in der Garantiezeit zur Folge, dass ich quer durch die Republik gereist bin, denn niemand wollte mehr gerne das Serviceheft stempeln bzw. Verantwortung übernehmen. Es gab im Rahmen der Wartungen dann einige undurchsichtigen Aussagen zu angeblichen Softwareupdates, die sich letztendlich alle als Fake-News herausstellten, aber zur Beruhigung der Kunden lanciert wurden.
Vor Ablauf der Garantiezeit wollte ich dann folgende Mängel reklamieren:
knackende Gabel/undichter Kühlwasserausgleichbehälter/unrunder Motorlauf und teilweise spontanes Absterben/Wasser in der Schwinge/rostender Rahmen
Der Händler, der mir das Moped verkauft hatte (leider nicht bei mir um die Ecke) reagierte gar nicht mehr auf meine Reklamation, der Importeuer speiste mich mit Allgemeinphrasen ab. Beide haben das Ende der Garantiezeit einfach ausgesessen und schließlich darauf verwiesen das die Garantie abgelaufen war. Auch ne Art damit umzugehen.
Die knackende Gabel blieb bis zum Schluss, die Ursache konnte auch durch einen Fahrwerkspezi nicht ergründet werden. Den Kühlwasserausgleichsbehälter konnte ich an der Einfüllöffnung selbst abdichten, die Schwinge versiegeln und 2017 gab es dann endlich ein brauchbares Update für das Steuergerät (immerhin schon 4 Jahre später!) womit sich die Terra nun vernünftig fahren ließ.
Was war noch? Die Speichennippel im Hinterrad rosteten schon nach 4 Wochen, der Lack am Rahmen war scheinbar teilweise hauchdünn und nicht grundiert, an diesen Stellen zeigte sich schnell der Rost, das Kombiinstrument beschlug schon vor dem ersten Öffnen von Innen und musste dann mehrfach zur Fixierung des Stiftes der Bedienknöpfe geöffnet werden. Das Moped lief nie freihändig geradeaus, hatte immer die Neigung nach rechts wegzulaufen, obwohl der Rahmen angeblich gerade war, geräuschloses Schalten geht anders, es gab immer kräftige Schläge und Geräusche, die Bremse vorne quietschte erbärmlich, bis ich auf organische Beläge gewechselt habe, die Gabel und das Federbein arbeiteten recht unsensibel und eher zu hart, das Federbein schlug trotzdem gerne mal durch, das ganze Moped ist mindestens 30 kg zu schwer... Zubehör ist nur sehr sehr überschaubar zu erwerben. Die nicht klappbaren Schalt- und Bremshebel wirken sehr grobschlächtig gearbeitet, der Lenker rostete dann nach drei Jahren auch fröhlich vor sich hin. Nach einem ersten Wechsel der Leuchte in der Front wackelte die ganze Maske immer etwas vor sich hin und ließ sich nicht mehr richtig befestigen.
Positives? Die Terra ist ziemlich exklusiv und meiner Meinung nach eine der letzten wirklichen großen Einzylinder Enduros vom Schlage einer einstmaligen XT 500, nur in die Neuzeit mit entsprechender Technik transformiert. Eigentlich die eierlegende Wollmilchsau, mit mehr Alltagstauglichkeit als 690er KTM/701er HVA. Wobei man nicht außer Acht lassen sollte, dass die Terra ein Straßenmoped ist, mit dem man mal abseits der Straße ein paar Feldwege fahren kann (190 mm Federweg sind einfach nicht standesgemäß!)
Der Klang ist schon mit den Serien-Lafranconis super und die Leistung war für mich immer mehr als ausreichend. Die Optik hat mir immer sehr gut gefallen. Sitzpostion war super und für lange Strecken ok. Die original Batterie hat ohne Leistungsverlust bis zum Ende durchgehalten.
Ich wurde von EWS und/oder ABS Ausfall verschont und auch sonst blieb das Moped bis zum schlagartigen Ende recht zuverlässig.
Als Fazit? Gut gemeint, aber leider viel zuviel BMW, mit allen bekannten Eigenheiten, in dem Teil.
Mit mehr Support hätte es vielleicht was werden können, so war doch eine gewisse "Leidensfähigkeit" vom Eigentümer gefragt. Leider war, nachdem das Update bei einer KTM Werkstatt durchgeführt wurde, dann auch schon wieder Ende mit dem Willen die Motorräder aus der HVA Red Ära zu betreuen. Meine Anfragen nach Preisen und Werkstattterminen an die örtlichen KTM Händler bzw. Werkstätten blieben grundsätzlich unbeantwortet, bzw. man meldete sich nie mehr zurück.
Nach dem Motorschaden habe ich dann nach Ersatzteilen recherchiert und mir ist fast was aus dem Gesicht gefallen, als ich die Preise gesehen habe, sofern die Teile überhaupt noch lieferbar waren.
Von daher habe ich mich dann mit einem weinenden und einem lachenden Auge von der Terra getrennt, lachend... weil der Support und die Teileversorgung nicht besser werden... und weinend... weil es in meinen Augen zur Zeit kein vergleichbares Mopedkonzept in dieser Hubraumklasse gibt.
Vielleicht hat der Käufer die Terra ja inzwischen wieder auf die Straße gebracht?
Ich fahre jetzt ein kleineres Moped von einem japanischen Hersteller, dessen Name auch mit "H" beginnt, von der Ausrichtung her ähnlich, zwar weniger Leistung, aber auch deutlich weniger Gewicht. Hier ist die Garantiezeit doppelt so lange, ein Verkauf der Marke ist nicht zu erwarten, Teile kosten ein Bruchteil dessen, was man für HVA Teile ausgeben müsste und vor allem... es gibt Teile und es gibt Zubehör! Im Gegensatz zur Terra wirkt dieses Moped dem Experimentalstadium entwachsen und funktioniert einfach fehlerfrei und ohne Macken. Die Federwege sind einer Enduro angemessen lang und tun was sie sollen, nämlich vernünftig federn. Im Gemüse bin ich mit dem Teil doppelt so schnell wie mit der Terra, wenig Gewicht ist in meinen Augen wichtiger als pure Leistung.
Totzdem wünsche ich allen verbleibenden Terra/Strada Eignern noch viel Spaß mit den exklusiven Teilen.
Gekauft hatte ich das Moped im Februar 13, noch vor dem Verkauf vom HVA an KTM, obwohl schon erste Gerüchte im Umlauf waren, dass BMW diesen Teil loswerden wollte (selber Schuld...) Aber ich wollte endlich mal eine Husqvarna haben (Jugendtraum!), auch wenn es ja keine wirklich Echte war.
Der Verkauf hatte dann ja letztendlich zur Folge, dass sich zunächst niemand mehr für diese Modelle verantwortlich fühlte.
Bei der ersten Inspektion langte einer der wenigen, verbliebenen "Vertragswerkstätten" dann auch entsprechend hin und ließ sich die 1.000er Inspektion fürstlich bezahlen. Das hatte für die weiteren Inspektionen in der Garantiezeit zur Folge, dass ich quer durch die Republik gereist bin, denn niemand wollte mehr gerne das Serviceheft stempeln bzw. Verantwortung übernehmen. Es gab im Rahmen der Wartungen dann einige undurchsichtigen Aussagen zu angeblichen Softwareupdates, die sich letztendlich alle als Fake-News herausstellten, aber zur Beruhigung der Kunden lanciert wurden.
Vor Ablauf der Garantiezeit wollte ich dann folgende Mängel reklamieren:
knackende Gabel/undichter Kühlwasserausgleichbehälter/unrunder Motorlauf und teilweise spontanes Absterben/Wasser in der Schwinge/rostender Rahmen
Der Händler, der mir das Moped verkauft hatte (leider nicht bei mir um die Ecke) reagierte gar nicht mehr auf meine Reklamation, der Importeuer speiste mich mit Allgemeinphrasen ab. Beide haben das Ende der Garantiezeit einfach ausgesessen und schließlich darauf verwiesen das die Garantie abgelaufen war. Auch ne Art damit umzugehen.
Die knackende Gabel blieb bis zum Schluss, die Ursache konnte auch durch einen Fahrwerkspezi nicht ergründet werden. Den Kühlwasserausgleichsbehälter konnte ich an der Einfüllöffnung selbst abdichten, die Schwinge versiegeln und 2017 gab es dann endlich ein brauchbares Update für das Steuergerät (immerhin schon 4 Jahre später!) womit sich die Terra nun vernünftig fahren ließ.
Was war noch? Die Speichennippel im Hinterrad rosteten schon nach 4 Wochen, der Lack am Rahmen war scheinbar teilweise hauchdünn und nicht grundiert, an diesen Stellen zeigte sich schnell der Rost, das Kombiinstrument beschlug schon vor dem ersten Öffnen von Innen und musste dann mehrfach zur Fixierung des Stiftes der Bedienknöpfe geöffnet werden. Das Moped lief nie freihändig geradeaus, hatte immer die Neigung nach rechts wegzulaufen, obwohl der Rahmen angeblich gerade war, geräuschloses Schalten geht anders, es gab immer kräftige Schläge und Geräusche, die Bremse vorne quietschte erbärmlich, bis ich auf organische Beläge gewechselt habe, die Gabel und das Federbein arbeiteten recht unsensibel und eher zu hart, das Federbein schlug trotzdem gerne mal durch, das ganze Moped ist mindestens 30 kg zu schwer... Zubehör ist nur sehr sehr überschaubar zu erwerben. Die nicht klappbaren Schalt- und Bremshebel wirken sehr grobschlächtig gearbeitet, der Lenker rostete dann nach drei Jahren auch fröhlich vor sich hin. Nach einem ersten Wechsel der Leuchte in der Front wackelte die ganze Maske immer etwas vor sich hin und ließ sich nicht mehr richtig befestigen.
Positives? Die Terra ist ziemlich exklusiv und meiner Meinung nach eine der letzten wirklichen großen Einzylinder Enduros vom Schlage einer einstmaligen XT 500, nur in die Neuzeit mit entsprechender Technik transformiert. Eigentlich die eierlegende Wollmilchsau, mit mehr Alltagstauglichkeit als 690er KTM/701er HVA. Wobei man nicht außer Acht lassen sollte, dass die Terra ein Straßenmoped ist, mit dem man mal abseits der Straße ein paar Feldwege fahren kann (190 mm Federweg sind einfach nicht standesgemäß!)
Der Klang ist schon mit den Serien-Lafranconis super und die Leistung war für mich immer mehr als ausreichend. Die Optik hat mir immer sehr gut gefallen. Sitzpostion war super und für lange Strecken ok. Die original Batterie hat ohne Leistungsverlust bis zum Ende durchgehalten.
Ich wurde von EWS und/oder ABS Ausfall verschont und auch sonst blieb das Moped bis zum schlagartigen Ende recht zuverlässig.
Als Fazit? Gut gemeint, aber leider viel zuviel BMW, mit allen bekannten Eigenheiten, in dem Teil.
Mit mehr Support hätte es vielleicht was werden können, so war doch eine gewisse "Leidensfähigkeit" vom Eigentümer gefragt. Leider war, nachdem das Update bei einer KTM Werkstatt durchgeführt wurde, dann auch schon wieder Ende mit dem Willen die Motorräder aus der HVA Red Ära zu betreuen. Meine Anfragen nach Preisen und Werkstattterminen an die örtlichen KTM Händler bzw. Werkstätten blieben grundsätzlich unbeantwortet, bzw. man meldete sich nie mehr zurück.
Nach dem Motorschaden habe ich dann nach Ersatzteilen recherchiert und mir ist fast was aus dem Gesicht gefallen, als ich die Preise gesehen habe, sofern die Teile überhaupt noch lieferbar waren.
Von daher habe ich mich dann mit einem weinenden und einem lachenden Auge von der Terra getrennt, lachend... weil der Support und die Teileversorgung nicht besser werden... und weinend... weil es in meinen Augen zur Zeit kein vergleichbares Mopedkonzept in dieser Hubraumklasse gibt.
Vielleicht hat der Käufer die Terra ja inzwischen wieder auf die Straße gebracht?
Ich fahre jetzt ein kleineres Moped von einem japanischen Hersteller, dessen Name auch mit "H" beginnt, von der Ausrichtung her ähnlich, zwar weniger Leistung, aber auch deutlich weniger Gewicht. Hier ist die Garantiezeit doppelt so lange, ein Verkauf der Marke ist nicht zu erwarten, Teile kosten ein Bruchteil dessen, was man für HVA Teile ausgeben müsste und vor allem... es gibt Teile und es gibt Zubehör! Im Gegensatz zur Terra wirkt dieses Moped dem Experimentalstadium entwachsen und funktioniert einfach fehlerfrei und ohne Macken. Die Federwege sind einer Enduro angemessen lang und tun was sie sollen, nämlich vernünftig federn. Im Gemüse bin ich mit dem Teil doppelt so schnell wie mit der Terra, wenig Gewicht ist in meinen Augen wichtiger als pure Leistung.
Totzdem wünsche ich allen verbleibenden Terra/Strada Eignern noch viel Spaß mit den exklusiven Teilen.