Kapitel 5: erstes Rollout.
Da stand er nun, inmitten allerfeinster Super Moto Geräte, mit seinem DR 600 Racer. Hatte er immer geglaubt, der ARROW sei heftig laut; jetzt war es so, dass er nur deshalb wusste, das sein Motor noch nicht abgestorben war, weil dieser ziemlich vibrierte! Um ihn herum nur „Hardenduros“ auf geschmeidiger 17“ Bereifung mit Bremsscheiben, so groß wie die Pizza, die das Team Schleenbecker am Vorabend gebracht bekommen hatte! Jetzt ging ihm der Arsch doch ziemlich auf Grundeis. Wären da nicht die Brüder, er hätte den Vorstart Richtung Fahrerlager verlassen und wäre innerhalb der nächsten halben Stunde auf der Autobahn gewesen, Richtung Heimat.
Aber jetzt galt es, der Mann mit der Flagge winkte, Kupplung kommen lassen und unspektakulär losfahren. Erst mal das Geläuf anschauen...
Nun gut, es ging geradeaus, dann folgte ein Rechtsknick, der wiederum in eine lange Rechts auslief. An deren Ende ein weiterer Rechtsknick, diesmal über Schotter. Okay, mit 20 km/h kein Problem. Aber hinter ihm wurde es laut! In das Dröhnen der Motoren mischte sich heiseres Schreien. Die 10 Minuten zogen sich unendlich hin, die Unterarme wurden hart, der Mund war total trocken und der Rachen war angefüllt mit dem Geschmack von Orangensaft! Das aber war keine wirkliche Wahrnehmung, sondern pures Verlangen.
Endlich winkte der Mann mit der Flagge ihn ab, sein 1. freies Training lag hinter ihm. Die Mienen der Brüder waren nicht dazu geeignet, ihm Mut zu machen. Alles in allem eine erbärmliche Vorstellung! Es konnte nur besser werden......
Kapitel 6: Manöverkritik
„Klemmt der Gaszug?“
Kapitel 7: 2.Versuch
Derart motiviert ging es zum zweiten freien Training. Nach 3 Runden stellte sich ein gewisser Fluss ein, die eine oder andere Ecke, insbesondere die Ausfahrt vom Schotter auf das Pflaster, wollten noch nicht so richtig funktionieren. Immerhin gelang es Klaus, einen anderen Fahrer zu überholen! Der war kurz vor Klaus gestürzt und versuchte gerade, sein Motorrad wieder anzukicken!
Dann ging es hinaus auf die Start-Zielgerade. Klaus zog am Kabel als gäbe es kein Morgen! Hätte es beinahe auch nicht! Die Zuschauer hinter der Absperrung sprangen einen Meter zurück, als das Vorderrad der DR dort einschlug.
Klaus lächelte gewinnend in die Menge, trat die DR wieder an und nahm sich fest vor, in der nächsten Runde früher zu bremsen!
Er hatte sich jedenfalls mit dieser Aktion einen Fanblock geschaffen, der immer nach ihm Ausschau hielt und im richtigen Moment zurückwich und laut jubelte!
Klaus fand jetzt auch langsam die richtigen Linien und Bremspunkte, und so ging dieses Training auch befriedigender zu Ende. Auch die Brüder mochten nicht wirklich meckern. Es gab Verbesserungsvorschläge und aufmunternde Worte.
Das 3. Training war eine weitere Steigerung, niemand wurde verletzt und die Rundenzeiten, die Klaus fuhr, sanken beständig. Er war jetzt vorletzter bei der offiziellen Zeitnahme.
Kapitel 15: Ju`s Freunde, oder wie man einen guten Eindruck hinterlässt
Die DR musste repariert werden. Ein erster Blick hatte die Diagnose bestätigt: Steuerkette gerissen! Zum Glück war sonst nichts beschädigt worden. Klaus hatte die Teile bestellt, am Freitag nach der Arbeit abgeholt und war jetzt, Samstag, damit beschäftigt, den Schaden zu beheben.
Ju`s Freunde hatten sich angekündigt, man wollte zusammen im Garten sitzen und am Abend grillen. Klaus kannte die beiden noch nicht, es war ein erstes Treffen.
Klaus hatte den Zylinderkopf demontiert und die gerissene Steuerkette mit etwas Glück entfernt. Nun versuchte er, die neue Kette in den Schacht einzuführen. Ein Stück Bindedraht war schon durchgezogen, da kamen die Freunde seiner Frau an. Eine kurze Begrüßung und dann meldete Klaus sich wieder ab. Die anderen gingen in den Garten, der nur 20 m neben der Garage lag und tranken Kaffee! Sie sollten ein sonderbares Schauspiel erleben, ahnten aber noch nichts!
Klaus kämpfte derweil mit der Steuerkette. Ein ums andere Mal hatte er sie schon fast in den Fingern, da bog sich der Draht wieder auf und die Kette fiel in die unendlichen Tiefen des Steuerkettenschachtes hinab. Langsam, aber sicher verließ ihn die Geduld, die er sowieso nicht hatte. Eigentlich säße er viel lieber im Garten und tränke ein Bier!!!
Jetzt aber. Ein Knoten in den Draht geflochten, die Kette hochgezogen, über das Zahnrad gelegt....... da fiel der C-Ring von der Nockenwelle und verschwand mit einem leisen „Pling“ im Steuerkettenschacht.
Jetzt erlebten Brigitte und Thomas das Schauspiel. Aus dem Garten heraus sahen sie, wie unter wilden Flüchen ein Hammer, ein Schraubendreher und eine Wasserpumpenzange die Schwerkraft austricksten, und einfach 25 Meter waagerecht durch die Luft flogen um dann mit einem ziemlich lauten „Plumps“ gegen die Gartenmauer der Nachbarn zu prallen und leblos zu Boden zu gehen!
Klaus brauchte jetzt ein Bier!
Nach dem Bier ging es wieder in die Garage. Auf dem Weg dorthin sammelte er unauffällig das verschossene Werkzeug wieder ein. Irgendwie fehlte ihm aber die Lust, sein Werk zu vollenden.
Der Abend endete mit leckerem gegrilltem Fleisch und einigen Flaschen Bier.
Am Sonntag, nach dem Frühstück, fuhren die beiden Besucher wieder nach Hause und Klaus reparierte sein Motorrad ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Die nächste Woche war voller Arbeit, aber der Freitag war in Sicht!
Schaafheim, wir kommen!
Kapitel 35: Reise in die Dunkelheit
Es sollte nach Großenhain gehen, eine Reise von über 600 km mit dem Panic Mobil, dessen Reisegeschwindigkeit bei 70 km/h lag, für waghalsige Überholmanöver konnte der Fahrer auf sagenhafte 80 km/h beschleunigen- wenn er Zeit und Muße hatte! Die Frage war, wen oder was man auf der Autobahn mit 80 km/h überholen konnte!!!
Am Freitag fingen die drei, JU, der kleine Bruder und Klaus, an, das Wohnmobil einzuräumen. Nach mehreren Varianten fand sich dann eine vernünftige Lösung: alles war verstaut, und zwar so, das man an alles herankam, ohne etwas anderes wegräumen zu müssen! Am Mittag ging es endlich los, wenn sie ohne Probleme durchfahren konnten, müssten sie eigentlich vor Mitternacht ihr Ziel erreichen.
Frohgelaunt und guten Mutes machten sie sich daran, Kilometer zu fressen.
Die erste harte Prüfung hatten sie in den Kasseler Bergen zu bestehen. Das Panic Mobil verlor an Geschwindigkeit, das Kombiinstrument zeigte irgendwann nur noch 30 Phon an. Eine Wohltat für die Ohren, jedoch zogen sie sich den Zorn hunderter LKW-Fahrer zu, die hinter ihnen herfuhren. Es gab auch keine Standspur, auf die man hätte ausweichen können. Also fügten sie sich in ihr Schicksal und steuerten den nächsten Parkplatz an, um die Lastwagen vorbei zu lassen. Das stellte sich als Fehler heraus, das Beschleunigen vom Parkplatz auf die Autobahn zurück ging mächtig daneben, wiederum mit max. 30 km/h fädelte Klaus das Wohnmobil so spät wie möglich wieder in den Verkehr ein, und hatte sofort wieder eine lange Schlange von LKW hinter sich.
Irgendwann waren dann die Berge hinter ihnen, die Fahrt ging wieder zügiger voran. Immer noch wurden sie von schimpfenden Truckern überholt, hatten sich aber schon daran gewöhnt und achteten gar nicht mehr darauf.
Es wurde langsam dunkel, 200 km lagen noch vor ihnen. Ankommen vor Mitternacht war nicht mehr in der Diskussion, nur ankommen war noch wichtig!
Regen setzte ein und kurz darauf geschah es: die ohnehin schwachen Scheinwerfer, zwei trübe Funzeln, die diesen Namen nicht verdienten, versagten ihren Dienst! Sie fuhren völlig blind und unsichtbar auf der Autobahn inmitten polnischer und estnischer LKW! Ein Schild verriet ihnen, dass es bis zum nächsten Parkplatz noch 2 km waren. Jetzt hieß es Daumen drücken und Gas geben! Im Konvoi der LKW schafften sie es ohne Störungen bis zu dem Parkplatz. Klaus brauchte jetzt erst einmal ein Bier. Dann begaben sie sich nach draußen, um die Beleuchtungsanlage zu überprüfen. Im Schein einer Taschenlampe wurden die Scheinwerfer demontiert, ohne Erfolg. Sie konnten keinen Fehler finden. Inzwischen sehr nass und entnervt, gönnte sich Klaus ein weiteres Bier. Sie beschlossen, die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen und am Morgen den Rest der Strecke hinter sich zu bringen.
Der nächste Morgen kam schneller, als sie gehofft hatten. Anscheinend hatten alle LKW auch ein Problem mit ihrer Beleuchtung, denn mit den ersten Sonnenstrahlen wurden alle Motoren gestartet und die Brummis rauschten vom Parkplatz. Auch gut. So waren sie ohne Wecker aufgewacht und konnten zeitig losfahren, es könnte nicht von Nachteil sein, frühzeitig die Rennstrecke zu erreichen. Wenn Klaus nur an die Beschilderung in Brandis dachte, lief es ihm kalt den Rücken herunter. Hoffentlich war das diesmal anders, besser! Kurz bevor sie am Ziel waren, fanden sie auch noch eine Tankstelle, das Panic Mobil bekam Diesel, alle anderen Kaffee! Dann ging es weiter und sie fanden auch ziemlich schnell den Veranstaltungsort. Das Rennen fand auf einem riesigen, ehemaligen Militärflugplatz statt und in der Anlage, die fast so groß wie eine Kleinstadt war und auch so viele Häuser hatte, verfuhren sie sich erst einmal gründlich. Irgendwann erreichten sie dann doch noch das Fahrerlager und fanden auch schnell ihre Freunde, die in einem alten Hangar Stellung bezogen hatten. Nachdem sich reihum alle begrüßt hatten ging es ans Auspacken und abladen. Rasmus musste von der Transportschiene geladen werden, die eigentlich eine Transportplattform war, immerhin ragte sie einen Meter hinter dem Wohnmobil heraus. Dann konnten sie auch die Türe am Heck des Panic Mobils öffnen, was den Zugriff auf die mitgebrachten Sachen erleichterte. Während JU sich um den Aufbau von Campingtisch- Stühlen und all den anderen Sachen kümmerte, brachte Klaus die Husqvarna zur Abnahme. Ohne Probleme wurde das Motorrad akzeptiert, Klaus holte sich noch einen Zeitplan und stellte fest, dass er schon wieder in der ersten Gruppe war. Auch hier in Großenhain starteten die Einsteiger nicht in einer eigenen Klasse, sie mussten in der Open Klasse mitfahren. Es waren aber ziemlich viele Serienenduros vor Ort, Klaus glaubte schon an eine Chance. Dann sah er sich die Strecke an. Zwei Offroadteile, eins davon mit einem relativ großen Sprunghügel, besser gesagt, einem Table. Das zweite Offroadstück wurde schräg angefahren, man befand sich also in Schräglage, wenn man von der Betonpiste auf die Wiese wechselte. Keine leichte Aufgabe! Und dann war da die Start/Zielgerade: scheinbar endlos lang und am Ende beinahe im 120° Winkel auf eine sehr kurze Gerade, die dann wiederum im 90° Winkel auf den nächsten Streckenabschnitt führte. Könnte er hier die Leistung der Husqvarna ausspielen? Was machten die Bremsen nach der langen Geraden? Könnten sie über die Renndistanz die thermische Belastung aushalten und noch vernünftig verzögern? Klaus schaute sicherheitshalber schon einmal nach Notausgängen! Nachdem er die Strecke zu Fuß umrundet hatte, schob er Rasmus zurück und gönnte sich erst einmal ein Frühstück. Dann schaute er noch einmal das Motorrad an und prüfte die Schraubverbindungen. Er war natürlich nervös! Er lief in dem Hangar auf und ab, schaute immer wieder nach dem Motorrad und rauchte viel zu viel. Endlich kam die Durchsage, die Gruppe 1 möge in 15 Minuten vorziehen in den Vorstart. Es ging los!
Kapitel 47: Fahrverbot, ein Bremshebel sorgt für Ärger und der Ritt auf der
Kanonenkugel
Rasmus hatte endlich seinen neuen Motor, Klaus hatte aber noch keine Zeit gehabt, das Triebwerk zu testen. Zum Einfahren würde das erste freie Training reichen müssen. Er hatte den Motor mehrmals warmlaufen lassen und war einige Male die Zufahrt zum Grundstück auf und ab gefahren, so dass der Motor nicht gleich unter Extrembedingungen laufen müsste. Bei der Flugstunde in Harsewinkel war der Bremshebel gebrochen, direkt an der Sollbruchstelle, so dass er noch funktionierte. Klaus hatte allerdings Bedenken wegen der technischen Abnahme in Buxtehude; würde man ihn so fahren lassen? Ersatz hatte er nicht mehr bekommen, der Hebel war nicht vorrätig und hatte eine Lieferzeit von etwa 10 Tagen. Klaus machte sich Gedanken, ob der Händler, der ihm Unterstützung zugesagt hatte, der richtige Partner war.
Freitag Mittag ging die Reise dann los. Der große Bruder war mal wieder dabei, er hatte auch für das Rennen genannt, seine Husky stand mit Enduro Bereifung auf dem Transit Pritschenwagen, der Wohnwagen hing hinten dran. Klaus und JU hatten das Panic Mobil wieder vollgepackt. Der kleine Bruder war diesmal nicht dabei. Sie fuhren hintereinander her auf der Autobahn Richtung Norden. Etwa 100 km vor ihrem Ziel konnte Klaus den Transit nicht mehr im Rückspiegel sehen. Was war passiert? Er steuerte 10km später auf einen Parkplatz und rief seinen Bruder an: „Wo steckst Du? Was ist passiert?“. „Die Polizei hat mich angehalten! Der Transit hat eine LKW Zulassung und weil hier Feiertag ist, darf ich nicht mit Anhänger auf der Autobahn fahren. Fahrverbot !“ Klaus verdrehte die Augen und grinste vor sich hin: „Und jetzt? Fährst Du über die Landstrasse weiter? Hast Du die Wegbeschreibung dabei?“ „Nein. Die Polizei hat mir erlaubt, solange auf der Autobahn zu fahren, bis ich Dich eingeholt habe. Die wissen nicht, dass wir Handys haben...Fahr Du weiter und warte nicht auf mich. An der Ausfahrt wartest Du dann!“ „Alles klar. Kurz vor der Ausfahrt ist ein Parkplatz. Da warte ich auf Dich!“ Klaus startete das Panic Mobil und fuhr zügig (78km/h) weiter. Als er den erwähnten Parkplatz erreichte, fuhr er ab und wartete. 10 Minuten später kam dann der Bruder mit seinem Gespann auch auf den Parkplatz. Nach einer kurzen Schmunzelpause nahmen sie den Rest der Reise in Angriff. Eine halbe Stunde später hatten sie den Estering erreicht und suchten sich einen Platz im Fahrerlager. Klaus machte sich gleich auf den Weg zur Abnahme, er wollte schnell wissen, ob er Probleme wegen des Bremshebels bekam und Zeit haben, falls er doch einen Hebel besorgen musste. Natürlich gab es Probleme. Trotz der Hebelschützer, die an der Husqvarna montiert waren, bestand der technische Kommissar auf eine „Kugel mit einem Durchmesser von mindestens 19mm am Ende des Hebels“, wie es in der Vorschrift stand. Er zeigte Klaus die entsprechende Passage sogar im Regelwerk des DMSB. Klaus machte sich also auf den Weg durch das Fahrerlager, um irgendwo einen Hebel zu bekommen. Aber keiner der anderen Fahrer hatte einen passenden Hebel, den er hätte bekommen können. Also musste er sich anders helfen. Ein Steckschlüsseleinsatz mit der Schlüsselweite 14mm hatte einen Außendurchmesser von 19mm. Den steckte Klaus auf den abgebrochenen Hebel, sicherte ihn mit Draht und umwickelte ihn mehrfach mit Textiltape. Jetzt hatte er eine „Kugel mit einem Durchmesser von mindestens 19mm am Ende des Hebels“, wie es das Regelwerk forderte. Allerdings war die technische Abnahme bereits geschlossen, Klaus musste das Motorrad am nächsten Morgen vorstellen. Auch gut, inzwischen hatte er mächtigen Durst und Hunger. Der Grill war schon in Betrieb, das Bier in der Kühlbox angenehm kalt. Es wurde ein schöner Abend.
Der nächste Morgen. Aufstehen. Anziehen. Eine Tasse Kaffee. Rasmus starten und warmlaufen lassen. Währenddessen noch einen Kaffee trinken. Klaus war noch nicht richtig fit, es war doch spät geworden in der Nacht. Er brachte die Husqvarna zur Abnahme. Der Kommissar schaute sich den präparierten Bremshebel genau an, bevor er die Abnahme verweigerte. Es begann eine hitzige Diskussion, in deren Verlauf alle nur denkbaren Argumente ausgetauscht wurden. Letztendlich bekam Klaus die Freigabe, weil der Kommissar einsehen musste, dass Klaus keinen Originalhebel bekommen konnte, und die provisorische Kugel aus Steckschlüsseleinsatz und Textiltape wirklich niemandem ein Auge ausstechen konnte. Klaus war zufrieden, der Hebel funktionierte ebenso gut, wie ein originaler und er durfte starten. Die Veranstaltung hier in Buxtehude war ein offenes Rennen, das heißt, Starter aus allen Klassen traten gemeinsam zum Rennen an. So war Klaus zusammen mit dem Prestigefahrer Mike Appel und dem kommenden Aufsteiger Achim Lohse in einer Gruppe. Es gab vier Gruppen, die in Vorläufen gegeneinander antraten, die besten Fahrer kamen weiter in ein sogenanntes B-Finale und von da aus in das A-Finale. Das B-Finale entsprach also dem Halbfinale und war das Ziel für Klaus. Aber erst einmal konnte Klaus in zwei freien Trainings die Strecke erkunden. Es war eine Auto-Cross Piste, und auch an diesem Wochenende fand eine Veranstaltung in dieser Disziplin statt. Verschiedenen Fahrzeuge traten zu Rennen an, die Super Moto Rennen sollten eine Werbeveranstaltung für diesen Sport darstellen.
Das erste Training nutzte Klaus also dazu, die Strecke kennen zu lernen und den neuen Motor einzufahren. Nach der Revision des Motors standen jetzt 613 ccm zur Verfügung, mit den anderen Modifikationen sollten etwa 70 Pferde für Vortrieb sorgen. Klaus ging behutsam mit dem Gasgriff um, spürte aber eine gewaltige Kraft, die nur darauf wartete, losgelassen zu werden.
Der Kurs war sehr schön angelegt, vom Start ging es leicht Bergauf, nach etwa 150 Metern endete der Asphalt und im Schotter ging es scharf rechts um die Ecke. Nach weiteren 100 Metern Schotterpiste kam schon die nächste Rechtskurve und es ging Bergab über Asphalt etwa 300 Meter geradeaus. Ein sehr schnelles Stück. Am Ende wartete eine weitere scharfe Rechtskurve, die fast 180° erreichte, aber kurz vorher wieder in einen Linksschwenk mündete. Aus diesem Linksschwenk heraus ging es dann auf Schotter in einer leichten Rechtskurve den Hügel hinauf und in eine lange Schotterpassage über, die zwei leichte rechts- links Bögen aufwies. Dann folgte wieder eine Rechtskurve auf Asphalt, kurz geradeaus, links, rechts, links zurück auf die Startgerade. Klaus fand die Linien, auf denen er sauber um die Piste zirkeln konnte und schonte den Motor, obwohl es mächtig in der rechten Hand juckte. Das Verlangen, den Gashahn einmal voll aufzuziehen wurde immer stärker. Was der Motor an Potential andeutete, machte Lust auf Mehr. Klaus wollte die Leistung abrufen, die da in den Tiefen des Aggregates schlummerte, hielt sich aber noch zurück. Zum Ende des zweiten Trainings wollte er wissen, was der Motor geben konnte. Aber solange hielt er sich zurück. Die Strecke lag ihm, er fühlte sich wohl und würde sich schnell genug auf die veränderten Verhältnisse einstellen können, wenn er alles aus dem Motor herausholte. Er hatte also noch Zeit, das Triebwerk schonend auf seine Aufgabe vorzubereiten.
Auch das zweite Training nutzte Klaus noch einmal, sich auf die Strecke einzustellen. Insbesondere der lange Schotterabschnitt hatte es in sich. Es war ein sehr loser, tiefer Boden, nur mit viel Zug am Hinterrad war hier eine saubere Linie zu fahren. Das Körpergewicht stark nach hinten verlagert, immer leicht am Lenker ziehend und mit gleichmäßigem Zug am Gas schaffte es Klaus, die Husqvarna mit leichtem Vorderrad durch den Dreck zu prügeln. Die lange Gerade bergab hingegen war einfach ein Genuss. Mit voll aufgezogenem Gas schaltete Klaus sich durch das Getriebe bis in den fünften Gang hinauf, dann musste er mit aller Kraft, aber gleichzeitig gefühlvoll die Stopper am Vorderrad aktivieren. Die Geschwindigkeit musste hier bis auf wenige Stundenkilometer eliminiert werden, um den anschließenden Knick richtig zu erwischen.
Nachdem 2/3 des Trainings verstrichen waren, ließ Klaus sich und die Husqvarna gehen. Er drehte die einzelnen Gänge jetzt komplett aus. Und das war der blanke Wahnsinn. Rasmus schob, zog, zerrte dermaßen vorwärts, dass Klaus Hören und Sehen verging. Die Umgebung der Strecke verwischte zu einem surrealen Traum aus bunten Pinselstrichen. Die Bremspunkte flogen mit einer Geschwindigkeit auf ihn zu, dass er die volle Konzentration brauchte, um sie nicht zu verpassen und einfach geradeaus weiter in die Botanik zu fahren, hindurch und immer weiter und weiter bis zum Horizont und darüber hinaus.....
Nachdem sich die Euphorie etwas gelegt hatte, machte Klaus sich in der verbleibenden Zeit daran, sich auf die neuen Bremspunkte zu konzentrieren und sich auf die Geschwindigkeit einzustellen. Er musste jetzt noch härter arbeiten auf der Maschine, verbesserte aber seine Rundenzeiten kontinuierlich. Das Zeittraining konnte kommen, Klaus war bereit.
Auch der große Bruder war zufrieden, er kam mit der Streckenführung gut zurecht, der hohe Anteil an Schotter kam ihm mit seiner Endurobereifung entgegen, er erhoffte sich eine gute Zeit. Bald war es auch schon soweit, das Zeittraining begann. Klaus reihte sich wie immer hinten ein, drehte einige Runden, in denen er gute Zeiten herausfuhr, weil er ungestört fahren konnte. Dann ließ er es etwas langsamer angehen, bis die schnellen Fahrer von hinten herangeschossen kamen und hängte sich an die Spitzengruppe. Schnell fand Klaus seinen Rhythmus und schaffte es, der Gruppe zu folgen. Der Abstand wuchs zwar, aber er wuchs langsam, so dass Klaus drei schnelle Runden in den Kurs brennen konnte. Den Rest des Trainings verbrachte er mit einer kräfteschonenden Fahrweise und suchte noch einige Linien aus, auf denen er auch überholen konnte. Diese fand er auf der bergab Passage und in der langen Offroad Sektion. Nach 15 Minuten war das Zeittraining beendet und Klaus rollte zum Wohnmobil, wo er sich von Helm, Stiefeln und Lederkombi befreite. Die Vorläufe waren für den Sonntag Morgen angesetzt, der heutige Tag war somit beendet, außer Grillen und gemütlich herumsitzen musste Klaus fast nichts mehr machen. Nachdem er sich umgezogen hatte, führte er den üblichen Check an der Maschine durch und bereitete Rasmus auf den nächsten Tag vor. Luftfilterwechsel, tanken, Luftdruck prüfen. Eine kurze Durchsicht, ob alle Schrauben noch da waren, wo sie hingehörten, fertig. Inzwischen sollten auch die Ergebnisse des Zeittrainings aushängen, also schlenderte Klaus mit einer Flasche Bier zum Rennbüro, um sich seine Platzierung anzusehen. Nachdem er seine Startnummer auf der Liste gefunden hatte, nahm er erst einmal einen großen Schluck aus der Flasche. Es dauerte ziemlich lange, bis er sich gefunden hatte. Wie üblich, hatte Klaus unten angefangen zu lesen und sich nach oben gearbeitet. Das dauerte diesmal so lange, weil sein Name an der fünften Position stand. Erste Startreihe, neben Mike Appel und Achim Lohse! Ein breites Grinsen machte sich im Vollbart breit.
Mit blendender Laune verbrachte Klaus den Abend, das Grillfleisch schmeckte fabelhaft und das Bier glich einem göttlichen Nektar. Das fette Grinsen wollte nicht mehr aus dem Bart verschwinden, Klaus war sehr glücklich. Früh fand er den Weg in sein Bett, er wollte am nächsten Morgen topfit an den Start gehen.
Nach einem tiefen, erholsamen Schlaf erwachte Klaus am nächsten Morgen um 7:00 Uhr und kümmerte sich als erstes um den Kaffee. Er sollte um 9:00 Uhr starten, Zeit genug für ein entspanntes und gehaltvolles Frühstück.
Dann war es soweit, die Fahrer wurden zum Vorstart gerufen. Klaus zog sich an und startete den Motor. Beim zweiten Tritt erwachte der Einzylinder und grollte gleich sauber und rund los. Beim ersten Gasstoß brüllte der Motor seine Lust durch die zwei Endtöpfe in den Sonntagmorgen, das klang aggressiv und schrie förmlich nach Bewegung! Klaus rollte zum Vorstart und bezog seinen Platz. Kurz darauf wurden sie schon auf die Strecke geschickt, die obligatorische Einführungsrunde nutzte Klaus, um sich das Geläuf noch einmal genau anzusehen. Am Abend hatten mehrere Radlader den Kurs noch einmal geglättet, es gab fast keine Rillen mehr im Offroad, das Motorrad ließ sich leicht über den Schotter steuern. Am Start angekommen, stellte Klaus sich an seinen Startplatz zwischen Mike Appel und Achim Lohse. Er hatte freie Sicht auf die Strecke vor sich. Es ging etwa zweihundert Meter geradeaus leicht bergan, dann kam eine Linkskurve im Schotter. Da wollte Klaus möglichst weit vorne sein, um nicht ins Gewühl zu geraten, gleich danach ging es wieder lange geradeaus bergab, wer hier vorne lag, konnte sich eventuell vom Feld absetzen. Klaus wurde vom Rennleiter aus seinen Überlegungen gerissen: „Was ist da mit dem Bremshebel los? So dürfen Sie nicht starten!“ Klaus fiel aus allen Wolken! „Wie jetzt?“, sagte er, „Bei der technischen Abnahme ist der Hebel so akzeptiert worden, es hieß, ich darf fahren! Ich habe ja auch überall gefragt, niemand hat einen Bremshebel, den er mir leihen könnte!“ Mike Appel wandte sich an den Rennleiter, bestätigte die erfolglose Suche und wies auf den Aufkleber der technischen Abnahme hin, der die Freigabe der Maschine bestätigte. Nach dem Veto des Prestige-Fahrers stimmte der Rennleiter zu und gab Klaus ein Zeichen, das er starten könne. Klaus war erleichtert und bedankte sich bei Mike für das Veto. Dann wurde es spannend! Der Rennleiter gab den Start frei, die Ampel zeigte Rot. Klaus legte den zweiten Gang ein und rutschte auf der Husqvarna weit nach vorn. Ein Finger an der Kupplung, das Gas halb geöffnet lauerte er darauf, das die Ampel umschaltete. Rechts und links neben sich hörte er das Scheppern der Zweitakter, Rasmus` Grollen mischte sich darunter. Er zog das Gas noch weiter auf, jeden Moment musste die Ampel umschalten. Klaus hatte den Blick fest auf das rote Licht geheftet, war bis in die Haarspitzen gespannt und konzentriert. Jetzt kam es darauf an. Noch nie hatte er so weit vorn gestanden, noch nie so hochkarätige Gegner gehabt. Grün! Der Finger ließ die Kupplung frei, Klaus zog das Gas ganz auf, beugte sich weit über den Lenker. Rasmus schoss von der Startlinie weg, als hätte ein Riese gegen das Heck der Maschine getreten. Klaus` Arme wurden lang und länger, er schaltete in den dritten, dann in den vierten Gang, die Kurve kam immer schneller auf ihn zu. Aus den Augenwinkeln konnte Klaus erkennen, dass er den Start gewonnen hatte! Appel und Lohse lagen hinter ihm, er flog als erster auf die Kurve zu. Jetzt galt es, den Bremspunkt genau zu treffen und sauber ins Eck einzubiegen.
Klaus ließ seinen Bremspunkt vorbeifliegen. 50 cm! 1m! 1,50m! 2m! Jetzt in die Bremse! Mit einem Finger, viel Gefühl aber dem nötigen Druck betätigte Klaus den Hebel. Die Husky tauchte vorne tief ein, das Heck hob sich und die beiden Zweitakter flogen kreischend an ihm vorbei. Klaus staunte nicht schlecht. Lohse und Appel bremsten noch zwei Meter später und bogen wild rutschend in die Schotterkurve ein. Innen presste sich noch ein Husabergfahrer neben Klaus und drängte ihn leicht nach außen, Klaus musste leicht aufmachen und ein weiterer Fahrer nutzte die Chance sich vorbei zu drücken. Als fünfter zirkelte Klaus nun um die Kurve, machte sehr früh das Gas wieder auf und musste prompt mit einem ausbrechenden Heck kämpfen. Kurz vom Gas, die Maschine stabilisierte sich wieder und dann mit Vollgas den Berg hinab. Klaus holte auf und konnte sich am Vierten vorbeiquetschen. Der erwischte in der nächsten Kurve die bessere Linie und schob sich wieder vorbei. In der ersten Runde lieferte sich Klaus ein wildes Gefecht mit dem Fahrer, die Positionen wechselten ständig. Schließlich wurde Klaus auf den fünften Platz verwiesen, konnte diesen aber locker halten. Die ersten drei Fahrer hatten sich inzwischen abgesetzt, Klaus lag an fünfter Position und hatte nach hinten einige Meter Luft. Er fuhr sein Rennen konzentriert und konstant weiter, attackierte nicht nach vorne, konnte aber den Abstand nach hinten kontrollieren. Im letzten Drittel des Rennens tauchte ein Husqvarnafahrer vor ihm auf. Klaus schloss schnell zu dem Fahrer auf und erkannte, dass es sein Bruder war. Auf der langen bergab Geraden überrundete er seinen Bruder und das Grinsen wurde noch breiter. Schließlich überquerte er als fünfter die Ziellinie und seine Mundwinkel begegneten sich am Hinterkopf. Klaus hatte sich für das B-Finale, also das Halbfinale, qualifiziert. Erschöpft, aber glücklich rollte er zum Wohnmobil zurück. Er war sehr durstig und hungrig, und nachdem er Rasmus abgestellt und Helm und Handschuhe ausgezogen hatte, sank er in den Campingstuhl und gönnte sich einen großen Schluck Apfelschorle.
Bis zum nächsten Lauf hatte er genug Zeit, auch den Hunger zu stillen und nochmals die Maschine zu kontrollieren. Klaus freute sich auf den nächsten Einsatz.
Bald schon kam der Aufruf, Klaus musste sich fertig machen und Rasmus starten. Er sollte in der dritten Startreihe stehen, keine ganz schlechte Position. Eigentlich hatte er schon mehr erreicht, als er sich vorgenommen hatte. Aber die Motivation stieg natürlich mit den Anforderungen. Klaus rollte in den Vorstart. Wieder diese ganzen Kerle hinter ihren Brillen. Klaus konnte keinen Gegner ausmachen. Nur ein bis zwei anerkennende Blicke erkannte er. “Das Du hier dabei bist!“ sollten die wohl bedeuten. Nun ja, er war da. Und er fühlte sich wohl. Hier war er zuhause. Bei den ganz schnellen. Da wollte er ja immer schon sein. Jetzt galt es. Konnte er mithalten? Konnte er das Potential von Rasmus hier und jetzt umsetzen. War Klaus wirklich in der Lage, hier und jetzt mitzugehen?
Sie wurden losgelassen, die Einführungsrunde wurde gefahren. Klaus schaute sich seine alten Spuren an. Ja! Sie waren noch da. Jetzt galt es, einen guten Start hinzubekommen. So wie im Vorlauf. Kein Problem, dachte er sich. Start ist Start!
Dann war es soweit, die grüne Flagge wurde geschwenkt, die Ampel zeigte “rot”.
Klaus beugte sich weit über den Lenker, das Gas weit aufgezogen wartete er auf „grün“. Dann war es endlich soweit. Alles, woran er jemals gedacht hatte, verabschiedete sich aus seinem Kopf. Völlige Leere erfüllte ihn. Er ließ den Kupplungshebel los, Rasmus schnellte vorwärts. Ohne irgendetwas wahrzunehmen, handelte unser Held. Kupplung, hoch schalten, bremsen, Gas, alles dies geschah ohne das Klaus etwas dazu tat. Die 15 Minuten flogen nur so vorbei. Klaus handelte nur, sein Verstand war irgendwo anders. Die Husky wurde irrsinnig schnell um den Kurs getrieben, aber am Ende reichte es nicht, um sich ins Finale zu fahren. Klaus war völlig erschöpft, er hatte alles gegeben, aber es hatte nicht gereicht. Ihm fehlte jetzt sogar die Kraft für den Hoffnungslauf, er verzichtete auf den Start, er konnte nicht mehr. Klaus hatte mehr erreicht als jemals zuvor und jetzt war er fertig, kaputt und erschöpft. Dieses Wochenende war für ihn ein Erfolg gewesen. Er hatte den Start gegen einen Prestigefahrer gewonnen.......
Also NOCH nicht Lieferbar! Aber wir und somit auch IHR könnt da durch eure Vorbestellung was dafür tun!