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H.T.S.
Verfasst: 10.04.03 - 14:47
von JueGo
Hallo Community,
kann mir mal einer bitte erklären, für was das H.T.S. gut ist und wie es funktioniert?
JueGo
Re: H.T.S.
Verfasst: 10.04.03 - 21:08
von nahusqva
HTS steht für Husqvarna TorqueSystem also Husqv-Drehmoment-System, glaub ich.
Das Ding funktioniert wie jede Auslasssteuerung am Zweitakter, HTS ist halt die Lösung der Husqvarna-Ingeneure.
Die wirkungsweise geht ungefähr so: Die Druckwelle, welche am Auslassschlitz in den Auspuff läuft, wenn der Kolben den Schlitz freigibt, wird am Auspuffsystem an unterschiedlichen Orten reflektiert und kommt wegen der Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schallwellen zu untersch. Zeiten wieder als Druck und Unterdruckwellen am Schlitz an. Die Zeiten hängen vom Auspuffsystem ab und sind fix.
Diese reflektierten Druckwellen unterstützen die Füllung und Spülung des Zylinders maßgeblich - kommen sie im richtigen Zeitpunkt an, so ist Füllung und Spülung optimal, sprich großer Innendruck im Zylinder, viel Drehmoment.
Wenn Du jetzt keine Auslasssteuerung hast, dann ist das Timing nur für ein sehr enges Drehzahlband optimal, die Leistungscharakteristik also sehr spitz.
Auslasssteuerungen sorgen nun dafür, dass sich die reflektierten Druckwellen zum richtigen Zeitpunkt einfinden.
Beim HTS an meiner WR360, indem so schieber, deren lage drehzahlabhängig ist, die Schlitzkante, ab der der Kolben den Auslass freigibt, verändert. Bei höheren Drehzeiten muß schneller gespült werden, deshalb reflektierte druckwellen eher wieder am Schlitz, deshalb macht der Schieber früher auf.
OK, man muss nicht wissen, wie es funktioniert, aber wenn die Charakteristik nicht mehr stimmt, dann kann auch das HTS kaputt sein, was übrigens auch zu monströsen Spritverbrauch führt.
Re: H.T.S.
Verfasst: 10.04.03 - 22:10
von Thomas_Mayr
Das war die Theorie, hier die technische Umsetzung:
Das H.T.S. ist Drehzahlabhängig gesteuert über Fliehkraft und eine Feder.
Je höher die Drehzahl desto weiter öffnen sich die Schieber.
Die Ansteuerung der Schieber geschieht über ein System von Hebeln, Wellen und einer Stange.
Erhöht sich die Drehzahl wird auf einer Welle mit einem Fliehkraftgewicht eine Feder komprimiert.
An dem Gewicht liegt eine Art Gabel an, die die achsiale Bewegung des Gewichts über eine Welle aus dem Motorgehäuse auf einen Hebel überträgt.
Der Hebel überträgt die Bewegung über eine Stange (die liegt in dem Gehäuse an der Zylinderseite auf dem "H.T.S." steht) auf einen weiteren Hebel.
Dieser zweite Hebel ist an einer Welle befestigt, an dieser Welle hängen die Schieber und werden daran nach oben bzw. unten bewegt.
Durch die Unterschiedliche Öffnung der Schieber verändert sich der Abstand zwischen der Oberkante des Auslasses und der Oberkante der Überströmer und des Einlasses.
Dieser Abstand ( Vorauslass ) wird in Grad gemessen ( Umdrehung der Kurbelwelle ).
Je früher der Auslass vor den Überströmern und dem Einlass geöffnet wird desto höher kann die Strömungsgeschwindigkeit der Gase werden = höhere Leistung möglich.
Ein Motor mit einem großem Vorauslass hat aber in den unteren Drehzahlbereichen meist etwas weniger Drehmoment.
Um diesen Verlust an Drehmoment auszugleichen verwenden viele Hersteller Auslasssteuerungen (die im unteren Drehzahlbereich den Vorauslass verkleinern) , da diese technisch wesentlich einfacher sind als andere Maßnahmen wie zum Bsp. variable Krümmer (gabs mal in GrandPrix 2-Taktern z.B. Honda 500cc von Doohan hatte sowas).
Die Länge, die Dicke und der Winkel in dem sich der Krümmer öffnet und wieder schliesst hat nämlich einen ebenso großen Einfluss auf die Charakteristik des Motors wie die Steuerzeiten (Auslass - Vorauslass - Einlass)
Re: H.T.S.
Verfasst: 10.04.03 - 22:28
von JueGo
Vielen Dank bis hier hin für die Antworten! Wenn ich das richtig verstanden habe: --> niedrige Drehzahl --> kleine Öffnung
--> hohe Drehzahl --> große Öffnung
Nun zum eigentlichen Problem:
Ich habe eine WR 125 Bj. 11/94. Ich habe das Mopped mit gerochener Kickstarterwelle vom Vorbesitzer übernommen und diese ersetzt. Bei der Montage des Gehäusedeckels habe ich dann offensichtlich Mist gebaut, denn die Auslasssteuerung (3s - doofe Rechtschreibregelung) funktioniert seit dem nicht mehr, d.h., dass Zahnrad der Vorgelegewelle greift nicht mehr in das Zahnrad des Fliehkraftreglers, sondern liegt dort mit der abgeflachten Seite an, also der ohne Zähne. Gibt es eine Möglichkeit, die Welle in die richtige Position zu bringen, ohne wieder den Gehäusedeckel zu demontieren? Wenn nicht, weiß jemand Rat, wie ich bei der Montage vorgehen muss? Ich vermute mal, das das bei den WR's mit größerem Hubraum in diesen Baujahren gleich/ähnlich gelöst war. Ich weiß nur von Peter Haertle, das es bei späteren Baujahren anders gelöst ist (mit Führungsnut).
Bin für jede Hilfe dankbar, denn endlich habe ich auch eine Erklärung für die schlechte Gasannahme im unteren und mittleren Drehzahlbereich und möchte dieses Manko beheben.
JueGo
Re: H.T.S.
Verfasst: 10.04.03 - 23:25
von Thomas_Mayr
Also ich denke, dass es wie bei meiner 96er WR360 auch nur durch Abnehmen des Gehäusedeckels machbar ist.
Hört sich an als hättest du die Fliehkraft-Einheit quasi 180° verdreht eingesetzt... nicht schlecht ;D Hätte gedacht, dass das nicht geht. ;D
Re: H.T.S.
Verfasst: 10.04.03 - 23:35
von JueGo
Nun gut, nehme ich den Gehäusedeckel eben wieder ab...habe ja eh nächste Woche Urlaub...aber wie muss ich die Welle dann stellen, damit sie korrekt sitzt?
JueGo
Re: H.T.S.
Verfasst: 11.04.03 - 08:27
von Thomas_Mayr
Na so dass das Ritzel der Fliehkrafteinheit auch von der Kurbelwelle angetrieben werden kann..
Mach ein paar Fotos und ich sag dir wie ;D