Burma 2015

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898
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Burma 2015

Beitrag von 898 »

Hallo

Im Augenblick liest man ja viel über Burma und die Demokratiserung. Meine Frau und ich waren heuer im Sommer in Burma und haben die Gelegeheit genützt eine Woche mit 125ccm Bikes den Mittelteil von Burma zwischen Mandalay und Inle See zu erkunden.
Ich hoffe die Bilder machen euch Spass auch wenn es keine Husqvarna Reise war. Die Bikes ware eine Chinesische Anbo Doris (Honda Wave Nachbau) und eine Honda Skippy

liebe Grüße Martin
PS: Wenn jemand dorthin will, bitte melden. Wie haben auch Infos zu Nordthailand und Vietnam.
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Foxi
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Re: Burma 2015

Beitrag von Foxi »

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Faritan
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Re: Burma 2015

Beitrag von Faritan »

hm...fehlt mir noch in der Süd-Ost-Asien Sammlung! Dein Bericht macht mir ja Hoffnung! Bislang hatte ich das immer noch unter dem Aspekt "keine bzw. kaum Infrastruktur" als zu kompliziert zu den Akten gelegt. Magst Du nicht noch ein paar Infos posten? Also was es da an Schwierigkeiten zu überwinden gab...etc.
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898
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Re: Burma 2015

Beitrag von 898 »

Hallo Faritan

Eigentlich war das Land mit dem Moped nicht schwieriger zu bereisen als Thailand, Vietnam. Die größte die Unsicherheit war, dass wir bei der Landung eigentlich noch nicht wussten ob man in Burma als Ausländer überhaupt an ein Moped rankommt. Das war aber nach einen halben Nachmittag gelöst.
In Bagan (das waren die Photos) darf man als Ausländer nur mit Elektroroller fahren, die man aber auch überall mieten kann. Bagan ist ein "Must"
Siehe unten einen Reisebericht den meine Frau geschrieben hat.
lg Martin

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Road to Mandalay
Eine Entdeckungsreise auf zwei Rädern durch Myanmar


Nach Jahrzehnten der Militärdiktatur beginnt sich Myanmar, das ehemalige Burma, dem Tourismus zu öffnen. Tausende Tempel, spektakuläre Landschaften und ein vielfältiges Völkergemisch sorgen für eine facettenreiche Reise. Aber auch die lokalen Verkehrsgepflogenheiten sorgen für Überraschungen.
Rudyard Kipling setzte der Stadt ein literarisches Denkmal, Frank Sinatra und Robbie Williams konnten dem Charme dieses klingenden Namens ebenso wenig widerstehen wie Elton John und Kurt Weill, die die Stadt musikalisch unsterblich machten. Sie alle beflügelten unsere Abenteuerlust, obwohl keiner von ihnen je selbst in Mandalay gewesen war. Also beschlossen wir, uns auf den Weg zu machen, um die Geheimnisse dieser Stadt am Irrawady zu entschlüsseln.
Myanmar, ein Land voller Widersprüche
Die Informationen, die wir im Zuge unserer Reisevorbereitungen über Myanmar in Erfahrung bringen konnten, waren unterschiedlich: „Burma, das goldene Land“, schwärmten die einen, „korruptes Militärregime, Minderheitenunterdrückung, Bürgerkrieg“, warnten die anderen. Myanmar, Burma, Birma – nicht einmal über die Namensgebung herrscht Einigkeit.
Seit vor vier Jahren ein Demokratisierungsprozess eingeleitet wurde, entwickelt sich das Land mit atemberaubender Geschwindigkeit. Informationen der neuesten Reiseführer sind bereits bei ihrem Druck veraltet, Blogs, die älter als ein Jahr sind, scheinen bereits von neuen Realitäten überholt. Entgegen der Prognose, dass moderne Kommunikationsmittel nicht funktionieren, sind wir 10 Minuten nach der Landung im Besitz einer LTE SIM Karte und jedes Hotel verfügt über W-LAN. Bankomaten schießen aus dem Boden, Kreditkartenzahlungen kein Problem, Mobilfunkbetreiber erleben angesichts der Wachstumszahlen in der Tat goldene Zeiten und auch die touristische Infrastruktur wächst rasant.
Und doch ist es noch deutlich spürbar, das ruhige Burma, das noch stark im Gestern verankert ist. Je mehr wir uns dieser Kultur annähern, desto stärker zieht sie uns in ihren Bann.
Retortencharme statt Glaspalast
Voll Spannung und hoher Erwartung landen wir in Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars. Doch macht sich Enttäuschung breit. Trotz aller Mythen vermag uns die Stadt keineswegs zu begeistern. Die Gebäude erinnern in ihrer Lieblosigkeit an chinesische Provinzstädte. Selbst der Glaspalast, der namensgebend für den mächtigen Geschichtsroman Amitav Goshs ist, wurde zwar nach dem Krieg wieder aufgebaut, strahlt aber nicht viel mehr als einen Retortencharme aus. Das Irrawadyufer ist von Slums gesäumt und überall in der Stadt sieht man Unrat auf den Straßen liegen. Dennoch wird die Stadt zur Drehscheibe unserer Reise und im Laufe der Zeit lernen wir doch einige Vorzüge dieser Stadt zu schätzen.
Bei Zach, einem Amerikaner, der mit einer Burmesin verheiratet ist, mieten wir 2 Bikes. Zach bietet in der Trockenzeit auch Offroad-Touren an und hat einige brandneue 125 ccm Endurobikes im Vermietungspool. Da wir aber zur Regenzeit unterwegs sind und die kleinen Bergstraßen derzeit ohnehin unpassierbar sind, entscheiden wir uns für die lokale Art der Fortbewegung: Ich verfalle dem Charme der Honda Scoopy, einem 110ccm Automatik-Scooter. Martin hingegen wählt die Sparschiene und entscheidet sich für eine chinesische Anbo, Modell „Doris“: 108ccm, 4 Gänge, keine Kupplung, 8 PS. Dazu erstehen wir zwei Regenponchos, borgen uns 2 Helme von Zach aus und unsere Reise durch das Land der 1000 Pagoden kann beginnen.

„Mingalabar“ – Willkommen in Burma
Um 5:30 morgens verlassen wir unser Hotel Richtung Aythaya am Inlesee. Eine Schar junger Mönche in ihren dunkelroten Roben formiert sich gerade zum morgendlichen Almosengang. Nieselregen hüllt uns ein und wir fügen uns ein in den erwachenden Morgenverkehr. Auf der viel befahrenen Street No 78 verlassen wir die Stadt Richtung Süden. Moderne Einkaufszentren wechseln sich mit traditionellen Marktständen ab. Ein exotisches Warenangebot wartet auf ihre fahrende Kundschaft.
Wir verlassen die Hauptstraße und begeben uns auf einer kleinen Nebenstraße in die Berge Richtung Inlesee. Nun lässt der Verkehr allmählich nach. Bauern ziehen mit ihren Ochsenkarren auf die Reisfelder, die es nun, am Beginn der Regenzeit, zu bestellen gilt.
Touristen sind hier noch immer eine absolute Seltenheit. Umso mehr freuen sich die Leute, wenn sie entdecken, dass auf den beiden Mopeds zwei 'bahaarkas', Ausländer, sitzen. Mit einem herzlichen „Mingalabar" werden wir allseits von den Einheimischen begrüßt. Nach wenigen Kilometern steigt die Straße steil an. In abenteuerlicher Kurvenführung schlängelt sich die einspurige Straße steil hinauf. Wir sind froh, dass wir nahezu alleine auf der Bergstraße unterwegs sind. So können wir unsere Ideallinie frei wählen. Immer wieder gibt es kleine Aussichtsplätze, die den Blick frei geben auf die dampfenden Bergwälder, die sich aus der zentralen Tiefebene erheben.
Um die Mittagszeit erreichen wir das Shan-Hochplateau. Die Felder werden intensiv bewirtschaftet. Die Bauern laden Kraut und Karfiol auf archaisch anmutende Ochsenkarren. Humushügel warten bereits darauf, auf die abgeernteten Felder ausgebracht zu werden. Bis zu drei Ernten pro Jahr werden von den Shan-Bauern erzielt.
Straßenbau auf Burmesisch: back to the roots
Der lokale Straßenbau wird den Dorfgemeinden überlassen. In regelmäßigen Abständen liegen Steine, Brennholz und Teerfässer am Straßenrand bereit, die vom Staat zur Verfügung gestellt werden. Wenn die Arbeitskraft gerade nicht am Feld benötigt wird, verbreitern Männer wie Frauen in schwerer Handarbeit die Straßen: Granitbrocken werden mit kräftigen Hackenschlägen zerkeinert, um anschließend von Frauen am Kopf balancierend weggetragen zu werden. Danach werden sie sorgfältig ausgerichtet, mit Kiesel bedeckt und mit Teer ausgegossen, welcher zuvor in den Fässern auf offenem Feuer erhitzt wurde. Dieses beinahe unglaubliche Schauspiel zieht uns in seinen Bann und lässt uns innehalten. An sich sind die Burmesen ein eher schüchternes Volk, doch als einer der Teerarbeiter plötzlich einen Bund Bananen auf meiner Honda-Scoopy entdeckt, bekommt er augenblicklich Lust darauf. Unter großem Gekicher der umstehenden Kollegen schnorrt er mir die Bananen ab.

Zu Gast in Pindaya, der burmesischen Schweiz
Am späten Nachmittag erreichen wir Pindaya. Unser Reiseführer spricht von einem Trekkingparadies, das auch burmesische Schweiz genannt wird. Von diesem attraktiven Beinamen angelockt, beschließen wir, die Nacht hier zu verbringen. Nun, die Bergkulisse mag überwältigend sein, schwere Regenwolken versperren uns jedoch die Aussicht. Das Preisniveau der örtlichen Hotellerie hat aber zweifellos an ihrem europäischen Namensvetter Anleihe genommen. Ein schmackhaftes Hühnercurry im schicken Tea House Restaurant hebt unsere Laune aber bald wieder.
Freitag ist Markttag in Pindaya. Wie alle Bewohner der Umgebung strömen auch wir zum Markt. Schon bald müssen wir jedoch feststellen, dass uns ein wichtiges Accessoire fehlt: Kaum ein Marktbesucher ist ohne Kopfbedeckung unterwegs. Der Phantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt: Die lokalen Pa-O Frauen bevorzugen bunte Turbane aus Frottee für den Marktgang, aber auch Motorradhelme sind beliebt, mit und ohne Pudelmütze darunter, ein robuster Stahlhelm wird auch gern getragen, im Notfall tut's aber auch eine geblümte Duschhaube.
Geschäftiges Treiben herrscht in den engen Gängen des Marktes. Wir bahnen uns den Weg durch kunstvoll aufgeschichtete Berge von wildem Spargel, knackigem Pak Choi und saftig reifen Mangos. In dampfenden Garküchen werden Shan-Noodles geschlürft.

Flipflop-Träger aufgepasst!
Die Volksdroge Nummer 1 in Myanmar ist die Betelnuss. Klein gehackte Stücke dieser Nuss werden mit Kalk in Betelnussblätter gewickelt. Diese kleinen Päckchen werden an jeder Straßenecke Myanmars verkauft. Die Konsumenten erkennt man an den dicken Backen, in denen der Klumpen verstaut wird und am dunkelbraun bis schwarz verfärbten Gebiss, mit dem man vom Betelnusskonsumenten bedacht wird. Noch gewöhnungsbedürftiger ist, dass das Betelnusskauen den Speichelfluss anregt, sodass auf Gehsteigen und Straßen die ausgespuckten Überreste zu finden sind.

Dornfelderreben auf den Shan-Bergen
In Aythaya werden wir überschwänglich von Charlene und Lucky, zwei Golden Retrievers von Hans, begrüßt. Hans, ein deutscher Önologe, leitet seit 8 Jahren ein Weingut mit viel Hingabe, das vor rund 20 Jahren von einem deutschen Geschäftsmann gegründet wurde. Dank des Aythaya-Weinguts ist die gesamte burmesische Hotellerie bestens mit Weinen versorgt. Hans ist mit einer Karen-Frau verheiratet, einer der 170 Minderheiten, die in Myanmar leben. Er erzählt enthusiastisch über die Entwicklungen in Myanmar und von ihm erfahren wir viel über das Leben, die Kultur und die aktuelle Politik in diesem Land. Wir stellen aber auch fest, dass so manche in westlichen Medien verbreitete politische Aussage viel differenzierter zu betrachten ist, als wir noch vor Antritt der Reise geglaubt hatten.
Das Weingut verfügt auch über ein paar geschmackvoll eingerichtete, geräumige Zimmer, von deren Terrasse man einen einzigartigen Blick über die Weinberge und die Hügellandschaft rund um den Inlesee hat.

Es gibt sie tatsächlich noch - die Einbeinfischer vom Inlesee
Es gilt früh aufzubrechen, wenn man den Inlesee ohne Touristenmassen erleben möchte. Im Morgengrauen schon brechen wir im Langboot auf und fahren auf den flachen See hinaus. Seereiher erheben sich aus dem Dickicht des Schilfs, Nebel lichten sich allmählich und geben den Blick frei auf Einbeinfischer, die kunstvoll balancierend ihre Netze einholen. In den schwimmenden Dörfern erwachen die Bewohner und erledigen ihre Morgentoilette auf der Seeterrasse. Andere Seebewohner haben ihre Ernte bereits auf ihre Langboote gepackt und sind auf dem Weg zum großen Morgenmarkt in Nyaung Shwe. Die ersten Kinder rudern mit ihren hölzernen Kanus Richtung Schule.
Die Einheimischen scheinen über einen großen Innovationsgeist zu verfügen: Die vielen Wasserhyazinthen, die die Wasseroberfläche bedecken, befestigen sie mit Bambuspfählen im Seeboden. Darauf bringen sie ein fruchtbares Gemisch aus Humus und Schlamm auf und pflanzen auf ihren schwimmenden Gärten Tomaten, Gurken und andere Gemüsearten.
Das Ziel unserer Bootsfahrt ist der Markt von Mine Thauk. Wer nicht per Boot anreist, kommt mit dem hölzernen Ochsenkarren auf den Markt. Die Brennholzabteilung des Marktes zeichnet sich durch besondere Betriebsamkeit aus, denn Brennholz ist Mangelware hier auf dem See. Mädchen mit leuchtenden Turbanen treffen sich und tauschen die letzten Neuigkeiten aus, die Burschen der Umgebung nutzen den Markt, um sich den neuesten Haarschnitt verpassen zu lassen, ältere Frauen sitzen mit ihren dicken Cheeroot-Zigarren an ihren Verkaufsständen. Eine Stärkung mit kräftiger Nudelsuppe in einer der vielen Garküchen darf natürlich nicht fehlen. Auch wir nehmen Platz auf einer der schmalen Bänke und lassen uns die Köstlichkeiten der lokalen Küche schmecken.
Das Programm der Bootstour wird abgerundet durch den Besuch einer Lotusweberei. Die Seebewohner zeigen auch hier ihren Erfindergeist. Sie haben herausgefunden, dass man aus dem zähen Saft der Lotusstängel eine Faser spinnen kann, die über einen ganz besonders angenehmen Tragekomfort verfügt. Ein Besuch, der durchaus sehenswert ist. Alle weiteren Programmpunkte lassen sich auch unter der Bezeichnung „Touristenshow“ zusammenfassen, aber welcher Tourist lässt sich nicht allzu gerne von scheinbar verlockenden Destinationen wie dem Longneck-Village oder der catjumping-monastery verführen. In letzterer sind vor vielen Jahren ein paar gelangweilte Mönche auf die Idee gekommen, ihren Katzen beizubringen, durch Reifen zu springen. Die boomende Touristenattraktion besteht noch, die springenden Katzen sind aber längst verstorben. Aus Mangel an attraktiveren Fotomotiven müssen wir herhalten und werden von den einheimischen Besuchern von Gruppenfoto zu Gruppenfoto weitergereicht.

Auf den Spuren der österreichischen Mahadevi von Hsipaw

Hsipaw sollte das nächste Ziel unserer Reise sein. Dort befindet sich die Residenz des letzten Shanfürsten und dessen österreichischer Frau Inge. Nach der Machtübernahme durch das Militär im Jahr 1962 verschwand der Fürst spurlos und die Prinzessin musste mit ihren beiden Töchtern fliehen. Sie schrieb ein Buch über ihre Zeit als Mahadevi von Hsipaw und machte dadurch auf das Schicksal ihrer Familie international aufmerksam. Die ehemalige Residenz wird seit einigen Jahren wieder von einer seiner Nichten bewohnt und steht interessierten Besuchern offen.
Von der Ebene um Mandalay fährt man über eine recht gut ausgebautete Serpentinenstraße nach Pyin Oo Lwin, einer ehemaligen Hillstation der britischen Kolonialregierung. Von dort führt die Etappe über den Goteik-Pass.
Über eine abenteuerliche Trasse führt die Serpentinenstraße in eine tiefe Schlucht. Der Straßenbelag konnte dem Schwerverkehr, der Tag und Nacht über diese Transitstrecke nach China rollt, schon lange nicht mehr standhalten. Über eine Mischung aus Schlamm und aufgeriebenem Asphalt bahnen wir uns den Weg durch die Schlucht.
Spannung liegt in der Luft. Schwer beladene LKW's kämpfen an der Außenseite der Serpentinen, während sich Mopeds und PKW's über die Innenlinie an ihnen vorbeistehlen. Kein Millimeter wird verschenkt. Immer wieder versperren uns liegen gebliebene LKW's den Weg - abgesichert lediglich durch ein paar Steine, die als Barriere rund um das Fahrzeug liegen. An den gefährlichsten Passagen regeln Polizisten den Verkehr und sorgen dafür, dass er im Fluss bleibt.

Lohn der Angst
An einer Außenserpentine treffe ich auf einen LKW, der beharrlich darauf besteht, die Außenlinie für sich in Anspruch zu nehmen. Die Innenräder blockieren und in langsamer, aber stetiger Fahrt schiebt sich das Gefährt unaufhaltsam auf mich zu. Wo ich auch hinblicke, für mich ist da beim besten Willen kein Platz mehr zu finden. Den lokalen Gepflogenheiten zufolge wäre es jetzt wohl an der Zeit, auf Linksverkehr umzustellen und die Innenspur zu wählen. Aber dazu kann ich mich in diesem Moment einfach nicht überwinden. Stattdessen schicke ich ein Stoßgebet zu Buddha und nehme hilfesuchend Blickkontakt mit dem Fahrer auf. Der scheint sich meiner zu erbarmen und schwenkt sein Aggregat an mir vorbei. Die abgefahrenen Zwillingsräder rollen gefühlte Millimeter an mir vorbei Richtung Tal.
Erleichtert atme ich kurz durch, bevor ich mich zur nächsten Serpentine aufmache – diesmal hart an der Innenlinie!
Eigentlich waren wir ja wegen der gigantischen Brückenkonstruktion, die sich in 300 Metern Höhe über der Goteik-Schlucht spannt, hierher gekommen. Sie gilt auch heute noch als Meisterwerk britischer Ingenieurskunst. Dafür fehlte uns aber die Muße.
Bislang dachte ich, dass mir die Ostrampe des Stilfserjochs bereits alles abverlangt hatte, was mir als Bikerin jemals widerfahren kann. Ab sofort führt der Goteik-Pass das Ranking an.
Hier sei noch erwähnt, dass sich Doris (die chinesische) und Scoopy als unverwüstliche Bergziegen entpuppen und wendige Reisepartnerinnen sind.

Spuren der Verwüstung im Shanstaat
Kurz nachdem wir unser Quartier im Thai House Resort in H'spaw beziehen, bricht ein tropischer Regen über der Stadt hernieder. Wie sich herausstellt, regnet es seit Tagen heftig in diesem Landstrich. Die Brücke von Hsipaw war am Tag davor von den Wassermassen weggespült worden. Je nach Zeitungsbericht schwankt die Zahl der Todesopfer zwischen 15 und 30. Darunter waren zahlreiche Schaulustige, die gekommen waren, um das Hochwasser zu beobachten. Trauer und Entsetzen steht den Dorfbewohnern noch ins Gesicht geschrieben. Die Stimmung drückt auch uns aufs Gemüt und somit fällt auch der Besuch der Shanresidenz ins Wasser, der Palast wäre auf der anderen Flussseite gewesen.
Nach einer weiteren durchregneten Nacht beschließen wir, die Mopeds auf den Zug zu verladen und über das Goteik-Viadukt, der zweithöchsten Eisenbahnbrücke der Welt, nach Mandalay zurückzufahren. Nach zähen Verhandlungen mit dem Bahnhofspersonal beginnen gerade die Verladetätigkeiten, als die Nachricht eintrifft, dass die Strecke unpassierbar ist. Bäume liegen auf den Gleisen und der Zugsverkehr war auf unbestimmte Zeit eingestellt. Es wird also nichts aus der Bahnfahrt. Stattdessen streifen wir wieder unsere Regenponchos über und treten die Rückreise auf zwei Rädern an. Diesmal meinen es die burmesischen Nats gut mit uns und belohnen uns mit einer regenfreien Fahrt über die Bergstraßen.
Während wir im Kopf Robbie Williams‘ swingende Klänge vor uns dahinsummen, rollen wir in der Abenddämmerung Mandalay entgegen.


Motorradfahren in Myanmar: Never underestimate the importance of local knowledge
Entgegen der Informationen in allen gängigen Reiseführern scheint Motorradfahren für Ausländer mit einigen Einschränkungen gestattet zu sein. Laut Zach sind Touristen auf Bikes lediglich in der Tempelstadt Bagan und in der unmittelbaren Nähe des Inlesees unerwünscht. In den abgelegenen Gebieten des Shan-Staates sind Touristen generell unerwünscht. In Yangon sind Motorräder überhaupt verboten. Von diesen Einschränkungen abgesehen, können wir uns frei bewegen und hatten keinerlei Probleme mit der Polizei.
Im burmesischen Straßenverkehr gilt die Grundregel: „Wer stoppt, verliert!“ Die Verkehrsteilnehmer setzen alles daran, stets im Fluss zu bleiben. Selbst auf viel befahrenen Kreuzungen in Mandalay gibt es kein Stehenbleiben. Man dosiert seine Geschwindigkeit und Fahrlinie so, dass man gerade noch an den anderen Verkehrsteilnehmern vorbeischrammt, ohne sie zu berühren. Das Gebot der Stunde ist daher, berechenbar zu bleiben: keine hektischen Lenkbewegungen, keine überhasteten Beschleunigungs- oder Bremsmanöver, um die anderen nicht zu irritieren.
Verglichen mit anderen asiatischen Ländern verläuft der Straßenverkehr relativ geordnet ab. Dies liegt aber nicht so sehr am disziplinierten Fahrstil der Burmesen als vielmehr an der Tatsache, dass es noch wenige Fahrzeuge gibt. Abgesehen von den großen Ballungszentren gibt es kaum Individualverkehr. Wer von A nach B kommen will, nimmt einen der zahlreichen Fernbusse, die zwischen den größeren Städten verkehren. Das Moped ist das Verkehrsmittel der engeren Umgebung.
Dennoch ist Vorsicht geboten, denn um jede Ecke warten neue Überraschungen: Fehlende Straßenteile sind ebenso keine Seltenheit wie kreuzende Wasserbüffel oder spielende Kinder. Bei streunenden Hunden ist man auch nie gewiss, ob sie nicht gerade einen Kollegen auf der anderen Straßenseite entdecken, dem sie gerade in diesem Augenblick einen Besuch abstatten müssen. Auffallend in Myanmar ist das fast vollkommene Fehlen von Verkehrsschildern, Leitschienen und Leitlinien.
Ampeln haben ebenso wie Einbahnen eher einen empfehlenden als einen verbindlichen Charakter. Wer links abbiegen möchte, wechselt nicht bei der Kreuzung auf die andere Straßenseite, sondern wenn es die Verkehrsdichte am ehesten zulässt. Dies kann unter Umständen auch schon ein paar hundert Meter vor der Kreuzung sein und somit fährt man kurzerhand auf der anderen Straßenseite. So enge Sichtweisen wie Links- und Rechtsverkehr halten die Burmesen ohnehin für überholt. Im Jahr 1978 stellte General Ne Win in einer Nacht- und Nebelaktion von Links- auf Rechtsverkehr um - weil seine Astrologen meinten, die Sterne stünden gut dafür! Nachdem die Mehrzahl der Fahrzeuge aus Japan importiert wird, fahren aber noch 80% der Autos rechtsgesteuert durchs Land. Vielleicht keine schlechte Idee, denn der Straßenrand ist ohnehin immer der belebteste Teil der Straße.
LKW-Fahrer genießen einen weitaus schlechteren Ruf als ihnen gebührt. Sie sind durchaus um das Wohlergehen der anderen Verkehrsteilnehmer bemüht, bringen dies aber in einer etwas ungewöhnlichen Art zum Ausdruck: Um zu signalisieren, dass Platz zum Überholen ist, blinken sie links. Um dem Hintermann zu sagen, er möge nicht überholen, wird rechts geblinkt. Eigentlich völlig logisch, oder? Dumm nur, dass es im Rest der Welt genau andersrum logisch ist. Unsere ersten Überholversuche in den Gegenverkehr hinein führten wohl zu gewissen Irritationen - sowohl bei uns als auch bei den Truckfahrern…
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Faritan
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Re: Burma 2015

Beitrag von Faritan »

...ist ja genial. Ein ganzer Reisebericht. :Top:
Hab ich mir jetzt mal rauskopiert und muss ich dann mal in Ruhe zusammen mit meiner Holden lesen...danke schon mal vorab!!! :prost:
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